Der heutige Tag bestand ausschließlich aus einer langen Wanderung im ehemaligen Skaftafell-Nationalpark, jetzt Teil des Vatnajökull-Nationalparks, des größten Nationalparks Europas, der sich am Fuß des Vatnajökull-Gletschers befindet. Das Wetter war uns nicht ganz so hold wie die letzten Tage, es regnete zwischendrin immer mal wieder ein bisschen, was sich aber mit unseren gut imprägnierten Jacken problemlos überstehen ließ. Der Wind war dafür nicht so stark, alles hat immer auch eine gute Seite 🙂
Auf dem Weg zum Nationalpark fuhren wir durch eine unglaublich öde Landschaft. So gut wie nichts wächst dort, alles besteht nur aus Sand, Geröll, Felsen und dazwischen mäandernden Flussläufen. Man nennt sie Sander. Sie entstehen, wenn unter einem Gletscher liegende Vulkane ausbrechen und einen Teil des Gletschereises schmelzen — dann brechen unglaubliche Wassermassen unter dem Gletscher hervor, sogenannte Gletscherläufe, und vernichten alles in ihrem Weg. Der letzte Gletscherlauf an dieser Stelle fand 1996 statt, also vor 20 Jahren, und dennoch ist immer noch kaum Vegetation vorhanden. Auch die Brücken über die Flussläufe sind nur provisorisch errichtet worden, da man damit rechnet, dass es ohnehin mehr oder minder bald wieder zu einem Gletscherlauf kommen wird und sich die Errichtung einer festen Brücke nicht lohnt. Recht haben sie, die Isländer — als einzige Sehenswürdigkeit befindet sich ein völlig verbogener Stahlträger auf dem Sander, der letzte Überrest der 1996 zerstörten Brücke. Was Wasser anrichten kann ist wirklich ehrfurchtsgebietend.
Der erste Teil unserer Wanderung führte uns direkt an die Gletscherzunge Skaftafellsjökull, die bis ins Tal hinabführt. Wir standen direkt vor der Lagune, die sich seinem Fuß gebildet hat, da sich der Gletscher, wie fast alle Gletscher Islands, inzwischen aufgrund der Erderwärmung zurückzieht. Uns war zwar in der Theorie durchaus bewusst, dass es nahe des Gletschers kalt sein würde, aber es am eigenen Leib zu erleben war dann doch was anderes. Wir haben direkt ein bisschen bereut, unter der Jacke nicht noch einen Pullover zu tragen, und waren froh über unsere Entscheidung, sicherheitshalber Schals in den Rucksack zu packen. Das Erlebnis, so nahe an diesem riesigen Eisschild zu stehen, war aber wahrhaftig beeindruckend!
Danach ging es eine ganze Weile stetig bergauf. Der Weg, den wir nahmen, war größtenteils ein durch ursprünglichen isländischen Wald führender, einem Trampelpfad ähnelnder Wanderweg, der durch Holzschwellen mit Stufen versehen worden war. Diese Stufen waren zum Teil ganz schön hoch, so dass der Weg doch relativ beschwerlich wurde. Unter der Regenjacke hat man auch ordentlich geschwitzt. Aber der Aufstieg hat sich gelohnt!
Unser erstes Etappenziel war ein Aussichtspunkt, von dem aus man sowohl einen riesengroßen Teil des Gletschers (die Gletscherzunge ist nur ein winziger Teil davon, der Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas südlich des Polarkreises) als auch den Sander überblicken konnte. Letzterer bot einen unglaublich trostlosen Anblick — die vereinte Kraft der Vulkane und der Gletscher hat wirklich unfassbare Folgen.
Danach erreichten wir den Svartifoss, den „schwarzen Wasserfall“. Er fällt über schwarzes Basaltgestein und bietet einen spektakulären Anblick!
Danach trennten sich unsere Wege: unser Reiseleiter bot an, noch bis zu einem Aussichtspunkt weiterzugehen, von dem aus man einen Blick über die Gletscherzunge hatte, alternativ konnte man auch einfach wieder zum Informationszentrum und Parkplatz hinuntersteigen und dort auf die anderen warten. Da es regnete und viele vom Aufstieg recht geschafft waren, gingen nur fünf Personen mit dem Reiseleiter weiter, wir stiegen mit den übrigen bergab. Eigentlich wäre es schon schön gewesen, den Skaftafellsjökull von oben zu sehen, aber wir hatten vom Regen und dem Aufstieg genug und genossen lieber mit den anderen noch eine nette Gesprächsrunde, während wir auf die anderen warteten.
Der morgige Tag wird fast nur aus einer langen Busfahrt zum nächsten Hotel bestehen, unterbrochen von einer Bootsfahrt auf einer großen Gletscherlagune — darauf freuen wir uns schon 🙂
Juliane
Hallo Ihr beiden,
ich lese fleißig eure Reiseberichte und warte schon immer ganz gespannt auf den nächsten.
Ich wünsche Euch weiterhin ein unvergessliche und tolle Reise! 🙂
LG
Juliane
Susanne Duncker
Liebe Juliane, vielen Dank, das ist aber schön — das Schreiben macht gleich viel mehr Spaß, wenn man weiß, dass es jemand liest 😀 Viele liebe Grüße aus Island!
DRistmeinnamenicht
Danke danke! Jetzt weiß ich, wie der heißt! Der „Svartifoss, der schwarze Wasserfall“ war mir bisher nur als Motiv eines CD-Covers sehr geläufig. DR, der nicht so heißt, ist jetzt sehr zufrieden!
Susanne Duncker
Optimal, dann sind wir erfreut. Ist das wieder so komische, äh, Musik auf der CD oder was, das normale Leute auch als Musik identifizieren?